Das ZDF hat am Donnerstag veranschaulicht, wie die Rundfunkgebühren künftig in wichtigen Bereichen noch stärker für das Internet, in dem die Verlage auf die Rundfunkanstalten stoßen, genutzt werden.
Das ZDF machte bei der Talkshow „Maybrit Illner” am vergangenen Donnerstag die Fernsehausstrahlung selbst zur Nebensache. Die Presseabteilung des ZDF bewarb vorab einen Tag lang die Talkshow mit detaillierten Angaben zum Inhalt des Interviews mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, und: Das gesamte Interview ließ sich schon Stunden vor der Sendung auf der ZDF-Internetplattform nachlesen (und erhöhte dort die Reichweiten des ZDF-Internetauftritts). Die Fernsehausstrahlung brachte nichts Neues.
Andreas Platthaus schließt deshalb in der F.A.Z. von gestern einen Artikel zum Wandel der Gebührenverwendung mit der Feststellung:
Es bleibt „die Erkenntnis, dass man Fernsehen in dieser Form nicht mehr braucht. Es hat sich überholt, denn Nachrichten sind nur noch dann aktuell, wenn wirklich live gesendet wird. Darauf würde sich ein Mann wie Ackermann nicht einlassen - und wohl auch wenig Prominenz. Am besten werden gleich alle Gebühren ins Internet gesteckt.”.
Den Verlagen droht so neben den Gefahren durch Google und weitere Internet-Giganten, dass sie durch die gebührenfinanzierten Dienste erdrückt werden. Es geht ja zur Verwendung der Gebühren im Konkurrenzkampf gegen die anderen Medien noch erheblich weiter: Die gebührenfinanzierten Sender (!) können mit 7 Milliarden Euro Gebühren jährlich zuzüglich Werbeeinnahmen und künfig immer noch mehr Mitteln für alle Bereiche in einem Umfang Dienste und Datenbanken ins Netz stellen, zu denen den anderen Medien oft Investitionsmittel fehlen und künftig wegen der gebührenfinanzierten Konkurrenz noch mehr fehlen werden.
Man braucht nur an Dienste und immer größere Datenbanken zu Bereichen zu denken wie Dokumentation, Kultur, Sport, Wirtschaft, Gesundheit, Technik, Forschung, Modernes Leben und Entertainment, People, Mode und Unterhaltung sowie an Ratgeber und Foren zu Hotels, Reisen, Autos und anderen Angeboten. Der Nutzer steigt dann eben bei den Portalen von ARD und ZDF ein. Damit werden die anderen Medien, vor allem auch die Printmedien, so weit zurückgedrängt, dass die Meinungsvielfalt verliert und verliert.
Bislang wird von den Gebührenfinanzierten verlangt, im Internet und sonst mit den Angeboten „programmbegleitend” zu bleiben. Dieses Kriterium „programmbegleitend” ist jedoch seinem Wortlaut nach zu weit und birgt die Gefahr in sich, dass es immer großzügiger angewandt wird.
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